Frühlingsboten

Wir wünschen allen ein fröhliches Erwachen!

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Spanisch Ayamonte

Ich finde dieses ‘Fräulein mit Notenkranz’ einfach zu und zu schön!

Die Statue steht in Ayamonte, der spanischen Stadt an der Mündung des Rio Guadiana. Der Stadtname kommt von den Griechen, die vor langer, langer Zeit hier weilten: Anapotaman, oder auch ‘über dem Fluss’.

Um die 20 Tausend Spanier leben heutzutage im Städtchen und überwiegend vom Fischfang und Tourismus. Im Winter ist es ziemlich ruhig hier, im Sommer belebt es sich.

Jetzt im März ist das Wetter sehr instabil. Die Tiefs fliegen tiefer und es pustet heftig aus allen Richtungen.Deshalb wollten wir Pigafetta behütet abparken und mit dem Auto nach Sevilla. ABER es kommt natürlich anders. Es weht so kräftig, dass wir Pigafetta in der Marina bewachen müssen. So wird aus  einem mehrtägigen Sevilla nur ein Tag Evora. Auch sehr hübsch, aber doch ganz anders.

Der Aufenthalt in Ayamonte ist dafür gesellig & feucht-fröhlich. Wir treffen wieder auf Iris & Robert von der SY Mari-Luise und auf Dieter,  SY Kikimora. Es gibt eine Menge zu erzählen, der eine hat schon, wir anderen wollen noch – die Weltmeere besegeln und Sapß dabei haben. Wir Frischen stellen fest, so einfach ist das mit dem Sapß in den ersten Jahren gar nicht. Es gibt ständig etwas zu reparieren, oft hastet man den nächsten Ersatzteilen hinterher. Außerdem mutieren die anfänglichen Unsicherheiten mit einem langkieligen Mehrtonner (Ein- und Ausparken), oder im allgemeinen Segler-Dasein (Ankern etc…) nur langsam zur superentspannten Expertenruhe. Aber es wird besser!

Die Marina in Ayamonte gehört zur Gruppe der Agencia Publica de Puertos de Andalucia. Richtig nett finden wir die Lage am Rio. Es ist ein echter Stadthafen, mitten drin, alles ist fußläufig erreichbar, und nicht zu laut.

Allerdings haben die Verantwortlichen in Sevilla im letzten Jahr das Rabattsystem für Langzeitlieger ‘neu erfunden’, bzw. aufgehoben. Das Resultat fegte die Marina leer. Viele Boote sind zur portugiesischen Konkurrenz, auf die andere Seite des Flusses, nach Vila Real SA gezogen.

Der Off-Season-Tarif ist für uns okay, wir zahlen knapp 24€, in der Kategorie bis 15 Meter, inkl. Strom, Wasser, Duschen, Müll, Steuer. Die Duschen sind eher einfach, ‘Container-Ambiente’, aber seid neuestem gibt es auch Wama und Trockner. Das Hafenmeister -Team ist nett, aber Ankommen muss jeder für sich. Dafür ist der Hafen geräumig, Tellerdrehungen gehen auch für uns Langkieler.

Mit Blick auf die Marina liegt der Shop Ayamar von John und Diane Poer, einem holländischen Paar. Oft gibt es Sonderaktionen und im Zweifelsfall kann alles auch  bestellt werden. Außerdem sind in Spanien die Yachtsachen meist günstiger als in Portugal. Ja, Handfackeln etc. gibt es ebenfalls ohne Probleme.

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Hallo Navy !

Nach langem Dümpeln wollen wir los, bevor der Anker noch mit dem Lagunengrund zusammenwächst. Ein Nordwind trägt uns gen Osten. Here we are: Ganz entspannt bei 3-4 Beaufort an einem sonnigen Sonntag, nur 2 sm von der portugiesischen Küste entfernt.

Plötzlich taucht aus dem Blau-in-Blau ein nebelgraues Schiff auf. Mit Highspeed. Im VHF erklingt ein ‘Hallo Segler’- erst auf Portugiesisch, dann in Englisch. Man möchte wissen: Wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir segeln. Dann möchten sie an Bord. Welche Seite darf es sein, wir befinden, an steuerbord… und segeln heiter weiter, während ein Dingi 3 Offiziere bei uns abliefert.

Die Navy möchte bestimmt nach Drogen suchen, denken wir. Und dafür haben wir auch vollstes Verständnis, denn das Grenzgebiet zu Afrika ist, wie jeder weiß, ausgesprochen  heikel. Doch nein, Drogen sind kein Thema.

Wir werden ganz routinemäßig in Theorie (Papiere) und Praxis (zeig’ mal her) überprüft!

  • Personalausweise, Schiffspapiere, Registrierung, Versicherung, VAT (MwSt) -Nachweis fürs Schiff
  • internationaler Bootsführerschein (licence of competence)
  • Anzahl Personen  – Anzahl der Schwimmwesten an Bord
  • National- und Gastlandsflagge
  • Portugiesische Leuchtfeuer- Gebührenbescheinigung (lighthouse duty)
  • Liste der Funkgeräte (Frequenzzuteilungsurkunde) + Funklizenz
  • Rettungsinsel – vorhanden ? gültiges Wartungsdatum
  • Feuerlöscher – Anzahl, Ablaufdatum, mit Druckmanometer ?
  • Signalmittel – welche, wie viele, Ablaufdatum
  • ein Dokument, um in hiesigen Gewässern segeln zu dürfen (??? haben wir auch nicht verstanden, so eine Art ‘Wasserwege-Nutzungserlaubnis’ ?)

An Gesprächsstoff mangelt es uns nicht, es wird munter diskutiert. Wir müssen nach Rücksprache mit dem Nebelgrauen letztendlich nichts bezahlen. Allerdings verstehen wir weder den letzten Punkt noch stimmen wir bei den explosiven Mitteln überein. Anscheinend werden fremdgeflaggte Schiffe automatisch als ‘Ocean-going’ (höchste Kategorie Ozean) eingestuft und nach Landesgesetz müssen diese dann Handfackeln, Fallschirmraketen und Rauchtöpfe an Bord haben. Wir haben nur 3 frische Handfackeln bei uns und schwören auf EPIRB. In Katastrophenstimmung wollen wir eher kein Feuerwerk für potentielle Zuschauer veranstalten.

Begeisterung löst hingegen unsere Leuchtfeuer-Gebührenbescheinigung aus, die absolut jedes Schiff in Portugal haben muss. (Die gibt es bei jeder Policia Maritima, 2 € für  6 Monate. Danke an die SY Mari-Luise für den Tipp!)

Das militärische Treffen entpuppt sich insgesamt als recht unterhaltsam. Alle sind sehr höflich, super freundlich und zu scherzen gibt es auch einiges! Wir fragen uns jedoch: Dürfen die uns auf unseren 40 Quadratmetern Deutschland überhaupt in diesem Umfang prüfen?

Wir Europäer sind Mitglieder in der IMO (International Maritim Organisation), in der die Grundregeln für alle entschieden werden. Außerdem darf jedes Mitgliedsland noch lokale Verordnungen für sich ergänzen. Wo veröffentlicht Portugal seine Zusatzregelungen? In Lissabon war ich im Hauptquartier der Policia Maritima und habe mich nach den landestypischen Sicherheitsbestimmungen erkundigt (Eintrag: Portugal – Sicherheit an Bord). Aber die Policia hatte glasklar abgewinkt, denn ihre Regeln würden nur für portugiesisch geflaggte Schiffe gelten. Die hätten mir aber doch sagen können, dass ihre Navy eigenen Gesetzen folgt. Oder?

Und wo bekommen wir Segler diese Infos? Wir sind doch nicht jenseits des Horizontes, sondern in Europa! Die Kreuzer Abteilung des DSV (Deutscher Seglerverband) schickte mir auf Anfrage die aktuellen und offiziellen Regelungen aus Portugal. Aber weder die Finessen (Leuchtfeuer-Gebühr) noch Signalmittel noch andere Punkte, die gecheckt wurden, sind gelistet…

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Tourismus in Portugal

Zweifelsohne übersetzt sich Tourismus als eine weltweit wachsende  Wirtschaftskraft. Und fast jedes Land auf dieser Welt will diese Kraft für sich nutzen. Auch wenn es Regionen gibt, die vom Tourismus verschont werden sollten – oder aber Touristen, die vor manchen Regionen gewarnt werden müssen.

Laut WTTC (World Travel & Tourism Council) arbeiteten im Jahr 2012 immerhin 7 % aller Beschäftigten in Portugal ganz direkt in der Tourismusbranche, das sind ungefähr 325.500 Menschen. Zählt man auch jene indirekten Jobs hinzu, die durch Zulieferung profitieren, erreicht Portugal 18,5 %  aller Beschäftigunsverhältnisse in diesem gastlichen Sektor – und kommt damit auf fast eine Million Arbeitsplätze (860.500) bei derzeit 10,7 Millionen Einwohnern.

Wir von der SY Pigafetta sind stolz, dieses  Land zu ‘promoten’.

Portugal ist ein tolles Land, sehr abwechslungsreich, landschaftlich reizvoll, historisch einmalig und die Menschen sind liebenswürdig.

Auch das Thema nachhaltiger oder sanfter Tourismus hat in Portugal sehr viel Potential. Gemeint ist, dass der Urlauber die Natur aufmerksam erlebt, ohne ihr zu schaden, und sich den Menschen und Tieren gegenüber respektvoll verhält. In der Regel bietet diese Form des Tourismus keine Massenveranstaltungen, die Neckermann möglich macht, sondern eher individuelles Reisen entlang der Nebenstraßen.

In diesem Zusammenhang möchten wir einen Bio-Betrieb in der Algarve erwähnen, die Quinta da Fornalha. Auf 25 ha wachsen Mandel- und Feigenbäume, laufen Gänse, Enten und Hühner und stehen frisch renovierte Gästehäuser für Individualreisende. Anstatt die reinen Rohstoffe anzubieten, die letztendlich auch nur wenig Verdienst bringen, enstehen auf der Quinta neue interessante Produkte, die über einen Hofladen und ganz modern im Online-Shop gekauft werden können. Ja, es weht ein frischer Geist über das Anwesen – in Form von Enkeln, die nach Abschluss ihrer Universitätsstudien, auf das Land ihrer Großeltern zurückkamen.

Der Feriengast kann bei Bedarf sogar lernen, Feigenmarmelade und Schoko-Trüffel herzustellen. Auch die Salzfelder der Familie werden im Sommer per Hand geerntet, ganz traditionell.

Statt Landflucht, die in Portugal seit zwei Generationen große Teile des Landes haben verwahrlosen lassen, kommt nun ein flächendeckendes Zurück zur Natur. Wir wünschen ganz viel Erfolg!!!

Der Blogeintrag danach heißt: “Hallo Navy!” – Und nein, nicht wir haben die Navy besucht, sondern ein portugiesisches Kriegsschiff hat uns 2 sm vor der Küste aufgestoppt.

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Lecker Vollkornbrot

Tolles Vollkornbrot vermissen wir gelegentlich ja doch, auch wenn wir in Portugal ein Ciabata bekommen, das recht lecker schmeckt.

Natürlich hat Kalle seine Getreidemühle mitgenommen und ist Heim- und Bootbäcker in eigener Person. Auf dem Samstagsmarkt von Olhao gibt es Getreide (Weizen, Gerste, Hafer) zu kaufen. Roggen bekommt man allerdings nur mit Vorbestellung.

 

Hefe gibt es im Supermarkt und beim Bäcker für die Weizenbrote. Da Hefe für Roggen aber eher ungeeignet ist, stellt Kalle auch einen Natursauerteig her: Vollkornmehl mit Wasser vermischen und alles ohne Zusätze bei 20°-30°  stehen lassen – nach einiger Zeit hat man einen gärenden Teig, der sauer geworden ist. Voilà: Sauerteig.

Sauerteig-Herstellung. Man nehme:

  • 50g Roggen, frisch gemahlen, und 50g Wasser (mind. 25° Celsius) und vermische beides. Dann bedeckt man den Teig mit Zwiebelscheiben und lässt ihn 24 Stunden lang ruhen.
  • Die Zwiebelringe können am nächsten Tag über Bord. Der Teig wird mit weiteren 50g Roggen und 50g Wasser (25°)  vermischt und ruht wieder 24 Std. lang.
  • Danach das Ganze noch einmal mit 50g Roggen, frisch gemahlen, und 50g Wasser (25°) gut vermischen. Jetzt ruht der Teig nur 12 Stunden und ist sofort backfähig.

Es gibt ja eine Menge Brotbackrezepte, hier ein Mischbrot…

Brotbacken: Weizen (60%) : Roggen (40%)  – Mischbrot.

  • 450g Weizenvollkornmehl, frisch gemahlen
  • 300g Roggenvollkornmehl, frisch gemahlen
  • ca. 600g Wasser
  • 15g Salz
  • 15g Hefe
  • 200g Sauerteig

200g Sauerteig in 500g Wasser 1 Std. lang einweichen. Danach mit einem Löffel aufrühren und mit 300g Roggen- und 150g Weizenmehl vermischen. Der Teig ruht 5 Std. lang zum Durchsauern!

Tipp: Von diesem Teig werden dann 200g Teig genommen und als Sauerteig für das nächste Backevent in die Kühltruhe gestellt!

Die Hefe in 150g Wasser auflösen und mit dem restlichen 300g Weizenmehl und Salz mischen und schließlich mit dem ganzen ausgeruhten Teig vermengen. Alles durchkneten bis die Konsistenz möglichst geschmeidig ist. Jetzt vielleicht noch Kümmel oder  Sonnenblumenkerne untermischen?

An einem warmen Ort ein halbe Std. gehen lassen, dannach wieder kräftig kneten. Weitere 10 Minuten ruhen lassen und in die Backform füllen. Den Teig solange ruhen lassen, bis er aufgegangen ist (ca. das doppelte Volumen hat). Kann 1 bis 2 Stunden dauern. Tipp: Bei den noch frischen Temperaturen im Moment ruht der Teig bei uns im ausgeschalteten Backofen zusammen mit der Wärmflasche – super Ergebnis!

Anschließend den Teig bei 250° in den Ofen schieben. 1-2 kleine Schalen mit Wasser auf die unterste Etage platzieren und den Ofen auf 180° einstellen. Da wir 2 Backformen nutzen, beträgt die Backdauer 45 Minuten.

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Schaffe, schaffe, schaffe

Bevor die ganze Maloche aus dem Jahr 2012 verjährt, soll sie ans Licht.

Nach dem halben Jahr Werftaufenthalt sieht Pigafetta aus wie neuKalle sei Dank! Unterstützung gab es von meinem Vater, der mit 79 Jahren zum ersten Mal mit einem Womo Tausende von Kilometern abrollte und Ersatzteile aus Hamburg mitbrachte. Auch Sohn Chris probte erfolgreich das Schleifen.

 

 

 

 

 

Eindeutiger Spitzenreiter unter den Helfern ist und bleibt: Uwe, der gleich zweimal aus Hamburg anreiste und tatkräftig anpackte. Allerbesten Dank!!! Der Männertörn steht noch aus…

Die aufwendigsten Arbeiten waren:

  • Unterwasserschiff
  • Küche/ Pantry
  • Cockpit

Daneben gab es noch etliche kleinere Projekte, wie Ankerklüse vergrößern, Bugspriet mit neuer Ankerkettenführung umbauen, entrosten und neu lackieren. Das komplette Rigg spannen.  Den Keilriemen, Wärmetauscher, Impeller und Ölkühler vom Motor erneuern.Das Hydrauliköl der Steuerung austauschen. Die Seewasserpumpe vom Generator reparieren, neue Kontrollinstrumente für Wasser und Batterien installieren. Der Loggeber ist neu, die Fensterdichtungen der Bullaugen ebenfalls. NAVTEX und WXSAT wurden zum Laufen gebracht. Die alten Feuerlöscher wurden durch neue ersetzt, die Rettungsinsel gewartet.

Und gepfuscht wurde nicht! Kalle gehört zu den  Perfektionisten. Auch beim Lackieren von Achter- und  Mitteldeck wurde die Form gewahrt! Oft dauerte das Abkleben länger als das Streichen. In die letzte Schicht wurde Sand hineingearbeitet, damit wir beim Segeln nicht ausrutschen. Hat sich bereits bewährt, ist wirklich gut geworden!

 

 

 

 

Unterwasserschiff:

Ja, das hat was von Schwarz-Rot-Gold, wenn auch in Variation: Teer-Epoxy, Sealer, Antifouling.

Natürlich wurden auch alle Seeventile ausgebaut, gereinigt, gefettet und wieder eingesetzt. Die  Zink-, bzw. Opferanoden wurden komplett ausgetauscht.

In der Pantry hatten wir Hilfe vom örtlichen Tischler. Albert hat seine Sache auch sehr gut gemacht, allerdings wurden aus den angekündigten 3 Wochen schlappe 3 Monate. Und Kalle hat ein Paar Sandalen nur vom Hinterherlaufen ruiniert!

Da der Dieselofen durch einen Gasofen ersetzt wurde, mussten Gasrohre verlegt und geprüft werden, ebenfalls durch eine Spezial-Firma. Außerdem haben wir 3 Gasdetektoren eingebaut.

Überraschende Hilfe bekamen wir von dem Schweißer Christof aus Nürnberg. Er war gerade mit der SY Selma im Gange und hat spontan die Schutzbleche über dem Gasherd spendiert. Allerbesten Dank! Noch einer für den Männertörn..

Ja, und das ganz große Sorgenkind war eigentlich unser Cockpit! Wir fürchteten das Schlimmste – doch es entwickelte sich besser als erwartet. Trotzdem verursachte es eine Menge Arbeit, denn Holz auf Stahl heißt Qual.

Bereits auf dem Rio Guadiana hatte Kalle an der hässlichsten Stelle unter das Teak geschaut. Nur Böses schaute zurück. Jeder, der unser Cockpit sah, spekulierte drauflos: Rost wegklopfen, benageln, Säure verwenden, Bleche ersetzen, komplett neu schweißen. Einer meinte spaßeshalber sogar, “Sofort das Schiff verkaufen!”

Und was war??? Der Rest war tatsächlich nur der Rest. Es sah schlimmer aus als es war! Irgendwer hat mal behauptet: 1 mm Stahl würde zu 7 mm Rost aufblühen. Stimmt das? Jedenfalls war die Sitzfläche gar nicht befallen. Wir haben jetzt die abnehmbare Teak-Variante, damit wir jederzeit prüfen können. Ganz auf Holz wollten wir nicht verzichten, es wirkt unbedingt gemütlicher.

 

 

 

 

 

Und als alles, nach endlosen Monaten, doch noch fertig wurde, das Wetter aber bereits auf Winter mit Wind umgeschlagen hatte, da widmeten sich die Männer dem Makramee aller Segler: Spleißen, Takeln und Klabautern.

 

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Caramba Caracho

Das Unwetter, das in den letzten zwei Tagen die Iberische Halbinsel heimgesucht hatte, traf auch uns – zum Glück nur in seinen Ausläufern. An der Atlantikküste muss es sehr heftig gewütet haben. Und von der mediterranen Seite erfährt man auch viel Unheil.

Bei uns fauchte es 30 Stunden lang vom Himmel, in der Kernzeit mit 40-50 Knoten, in Böen bis zu 60 kn, das entspricht den Windstärken 8, 9, 10 bis 11.

Das war das erste Mal, dass wir einen ausgewachsenen Sturm am Anker abgewettert haben. Und ja, er  hat sich bewährt,  der gute 60 Kilo-Anker. Außerdem hatten wir das 10-Fache der Wassertiefe an Kette gesteckt, sicherheitshalber.

Hier ein Bild vom englischen Wetterdienst, Met Office, und unserem Barografen.

 

 

 

 

 

In der Nacht von Freitag auf Samstag, Kernzeit zwischen 03:00 und 10:00 Uhr, dachte keiner von uns an Schlaf. Die Aufregung überwog. Wird alles gut ausgehen? Nimmt der Wind noch weiter zu? Hält der Tampen mit der Teufelskralle. – Nein, der ist gerissen, die Kralle ist perdu – aber mit welch’ einem Ruck warf sich das Schiff dann in die Ankerkette, begleitet von lautstarkem Krachen…

Die dringendste Frage blieb: Was machen wir, wenn der Anker rutscht? Ganz ehrlich, sehr viel hätte nicht passieren können, denn der Anker hatte viel Platz zum erneuten Eingraben. Wir hätten den Motor  angeworfen, für den Fall eine hinter uns ankernde Yacht wäre zu sehr in die Driftbahn geraten. Im schlimmsten Fall wäre Pigafetta gestrandet, hätte sich in den Lagunensand eingegraben und ein Fischer wäre jetzt hocherfreut, uns wieder heraushelfen zu dürfen! Aber das ist der Verstand, der da redet. Das Gefühl spricht eine eigene Sprache und es ist durchaus eine Herausforderung, sich vom Wüten des Windes nicht persönlich angegriffen zu fühlen.

Man liegt doch ziemlich angespannt in der dunklen Koje in so einem Auf und Ab, das sich anfühlt als wäre man im Inneren eines Schaukelpferdes. Der Sturm ist Herrscher über alles ringsum und er zischt, tost und heult, immer mehrstimmig, bald anschwellend, dann wieder abklingend. Parallel klötert, flappt und rattert es, während Schwappen, Gurgeln und Rumsen den Rahmen liefern. Klar, das hat was! Das ist besser als auf dem heimischen Sofa herumzulümmeln und ‘Discovery Channel’ im TV zu schauen – obwohl diese Variante deutlich weniger bedrohlich auf das Gemüt einwirkt.

Leider haben wir neben der Teufelskralle auch noch das Dingi zu beklagen, denn das hat was auf den Kopf bekommen – vermutlich die Windfahne. Kalle klebt ihm gerade eine, mal sehen, ob das reicht.

Zumindest hat die Regatta aus Faro heute schönen Segelwind. Und wir können das, was für die nächsten Tage angekündigt ist, eher entspannt angehen. Im Vergleich ist das gar nix. Allerdings kommen die Tiefs mittlerweile in einem Tempo angerollt als würde jemand Perlen auf eine Schnur ziehen. Und das, nachdem wir sechs Wochen lang sehr schönes, ruhiges Wetter hatten – mit überwiegend gar keinem Wind.

Wer sich fragt, was wir eigentlich schon wieder in der Lagunenwelt von Olhao und Culatra machen, dem sei verraten: Ein Sturm hat uns indirekt hierher gelotst.

Erst Ende November kamen wir aus Amora los. Der Nordatlantik hatte bereits Mitte Oktober den Winter eingeläutet und ein heftiges Sturmtief jagte das nächste. Wie bei unserer Ankunft Monate zuvor trugen Tejo und Lissabon mehrtöniges Grau – na, immer noch besser als  Prada. Jedenfalls ankerten wir in der ersten Nacht in der Bucht von Cascais.

Die Nacht war still, kein Wind, kein Schwell und zum Frühstück lag ein Regenbogen über der Bucht. Das macht Lust auf mehr! Und es gab mehr, viel mehr – auch wenn wir in den ersten Stunden nach dem Auslaufen nur unter Motor  vorwärtskamen.

Am frühen Nachmittag kam der versprochene Wind aus Norden und wir liefen mit 7 Knoten gen Süden, Richtung Madeira, Kanaren, oder mal sehen, was geht. Zuverlässige Wetterfenster erfassten mittlerweile höchstens 2 Tage und nicht länger, deshalb hatten wir verschiedene Routen geplant. Die Wellen kamen ebenfalls von schräg achtern, alles war paletti.

Mit durchgängig 7 Knoten Fahrt liefen wir ungefähr 30 Stunden lang gen Süden, weit über Cabo Sao Vicente hinaus. Der Wind hatte auf  35-40 Knoten zugenommen, was aber für unseren robusten 20-Tonner absolut kein Problem darstellt, eher das Gegenteil bewirkt, er fängt an zu galoppieren. Allerdings lagen die Wellen bereits bei 4-5 Meter Höhe, das hört sich vielleicht nicht nach viel an, aber mir reichte es. Als NAVTEX dann “gale warning with huge waves” – Sturm mit sehr hohen Wellen – für die südlichen Kurse aufs Display warf, überlegten wir nicht lange.

Der Wind kam nun aus Nordwest, sodass ein Kurs zurück nach Portugal, Richtung Algarve, sehr gut möglich war. Mit drei Reffs und der halben Genua rauschten wir, immer noch mit 7 Knoten Fahrt, jetzt nach Nordost. Gelegentlich fegten Regenböen mit bis zu 50 Knoten über uns hinweg – doch Pigafetta legte sich nicht auf die Seite, nein, er lief einfach einen Knoten schneller. Was für ein tolles Schiff!!! Die 100 Seemeilen nach Portimao vergingen wie im Flug. Und das Queren des Verkehrstrennungsgebietes ist dank AIS ebenfalls sicherer geworden. Noch im Dunkeln des frühen Morgens warfen wir den Anker und fielen erschöpft ins Bett. Seitdem kurven wir Algarve.

 

 

 

 

 

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