Hallo Navy !

Nach langem Dümpeln wollen wir los, bevor der Anker noch mit dem Lagunengrund zusammenwächst. Ein Nordwind trägt uns gen Osten. Here we are: Ganz entspannt bei 3-4 Beaufort an einem sonnigen Sonntag, nur 2 sm von der portugiesischen Küste entfernt.

Plötzlich taucht aus dem Blau-in-Blau ein nebelgraues Schiff auf. Mit Highspeed. Im VHF erklingt ein ‘Hallo Segler’- erst auf Portugiesisch, dann in Englisch. Man möchte wissen: Wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir segeln. Dann möchten sie an Bord. Welche Seite darf es sein, wir befinden, an steuerbord… und segeln heiter weiter, während ein Dingi 3 Offiziere bei uns abliefert.

Die Navy möchte bestimmt nach Drogen suchen, denken wir. Und dafür haben wir auch vollstes Verständnis, denn das Grenzgebiet zu Afrika ist, wie jeder weiß, ausgesprochen  heikel. Doch nein, Drogen sind kein Thema.

Wir werden ganz routinemäßig in Theorie (Papiere) und Praxis (zeig’ mal her) überprüft!

  • Personalausweise, Schiffspapiere, Registrierung, Versicherung, VAT (MwSt) -Nachweis fürs Schiff
  • internationaler Bootsführerschein (licence of competence)
  • Anzahl Personen  – Anzahl der Schwimmwesten an Bord
  • National- und Gastlandsflagge
  • Portugiesische Leuchtfeuer- Gebührenbescheinigung (lighthouse duty)
  • Liste der Funkgeräte (Frequenzzuteilungsurkunde) + Funklizenz
  • Rettungsinsel – vorhanden ? gültiges Wartungsdatum
  • Feuerlöscher – Anzahl, Ablaufdatum, mit Druckmanometer ?
  • Signalmittel – welche, wie viele, Ablaufdatum
  • ein Dokument, um in hiesigen Gewässern segeln zu dürfen (??? haben wir auch nicht verstanden, so eine Art ‘Wasserwege-Nutzungserlaubnis’ ?)

An Gesprächsstoff mangelt es uns nicht, es wird munter diskutiert. Wir müssen nach Rücksprache mit dem Nebelgrauen letztendlich nichts bezahlen. Allerdings verstehen wir weder den letzten Punkt noch stimmen wir bei den explosiven Mitteln überein. Anscheinend werden fremdgeflaggte Schiffe automatisch als ‘Ocean-going’ (höchste Kategorie Ozean) eingestuft und nach Landesgesetz müssen diese dann Handfackeln, Fallschirmraketen und Rauchtöpfe an Bord haben. Wir haben nur 3 frische Handfackeln bei uns und schwören auf EPIRB. In Katastrophenstimmung wollen wir eher kein Feuerwerk für potentielle Zuschauer veranstalten.

Begeisterung löst hingegen unsere Leuchtfeuer-Gebührenbescheinigung aus, die absolut jedes Schiff in Portugal haben muss. (Die gibt es bei jeder Policia Maritima, 2 € für  6 Monate. Danke an die SY Mari-Luise für den Tipp!)

Das militärische Treffen entpuppt sich insgesamt als recht unterhaltsam. Alle sind sehr höflich, super freundlich und zu scherzen gibt es auch einiges! Wir fragen uns jedoch: Dürfen die uns auf unseren 40 Quadratmetern Deutschland überhaupt in diesem Umfang prüfen?

Wir Europäer sind Mitglieder in der IMO (International Maritim Organisation), in der die Grundregeln für alle entschieden werden. Außerdem darf jedes Mitgliedsland noch lokale Verordnungen für sich ergänzen. Wo veröffentlicht Portugal seine Zusatzregelungen? In Lissabon war ich im Hauptquartier der Policia Maritima und habe mich nach den landestypischen Sicherheitsbestimmungen erkundigt (Eintrag: Portugal – Sicherheit an Bord). Aber die Policia hatte glasklar abgewinkt, denn ihre Regeln würden nur für portugiesisch geflaggte Schiffe gelten. Die hätten mir aber doch sagen können, dass ihre Navy eigenen Gesetzen folgt. Oder?

Und wo bekommen wir Segler diese Infos? Wir sind doch nicht jenseits des Horizontes, sondern in Europa! Die Kreuzer Abteilung des DSV (Deutscher Seglerverband) schickte mir auf Anfrage die aktuellen und offiziellen Regelungen aus Portugal. Aber weder die Finessen (Leuchtfeuer-Gebühr) noch Signalmittel noch andere Punkte, die gecheckt wurden, sind gelistet…

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