Ein Eiland des Kolumbus

Kolumbus entdeckte natürlich keineswegs  Porto Santo. Aber in den Jahren 1478 / 79 soll der Genuese als kaufmännischer Vertreter nach Madeira gekommen sein, um mit Zucker zu handeln. Wenig später heiratete er die Tochter des Governeurs von Porto Santo. Trotzdem verbrachte er auf der Insel relativ wenig Zeit und wohnte eher in Funchal oder Lissabon, wo einer seiner Brüder lebte.

Porto Santo ist eine ruhige Insel, auf der sehr viele Portugiesen aus Madeira Erholung suchen, denn der Trubel auf der berühmten Nachbarinsel scheint doch recht groß zu sein.

Es leben zurzeit ca. 5000 Einwohner auf der Insel, überweigend in Vila Baleira. Charmante alte Häuser in kleinen Gassen wechseln mit supermodernen oder längst verfallenen Behausungen. Downtown gibt es mehrere kleine Cafés, Restaurants, ein paar Modeläden, aber nur einen Supermarkt, der immer voll ist.

Die Hauptattraktion ist zweifelsohne der Strand. Es  sollen sich anti-rheumatisch wirkende Mineralien im Sand befinden. Auf jeden Fall heizt sich der Sand stark auf, sogar wenn der Himmel bewölkt ist. Und der Atlantik strahlt hemmungslos in Türkis. Bei den jetztigen Temperaturen bringt Baden schon Spaß – HURRA!

Die Landschaft zeigt, dass es sich um eine Insel vulkanischen Ursprungs handelt. Wir haben gestern einen reizenden Wanderführer für die Insel gekauft, werden also die Tage mal loswandern.

Außer montags kommt täglich um 10:30 die Autofähre aus Madeira und fährt um 19:00 wieder zurück. Die Fahrt dauert knapp drei Stunden und kostete für 1 Pers. return 56,- Euro.

Außerdem gibt es einen kleinen Flughafen, der ebenfalls von Madeira (und Italien!) angflogen wird.

FÜR SEGLER:

Am östlichen Ende der Südküste befindet sich die one and only Marina Quinta do Lorde, eingebettet im  Industriehafen. Man wählt zwischen einem Platz am Fingerponton oder an einer Mooring. Für unser Schiff (14 – 15 m) kostet der Liegeplatz 33,44 €, die Mooring 15,13 € , der Preis ist bereits minus 30% TO – Rabatt !!! Deutlich zu teuer, weil konkurrenzlos ???

Im IMRAY – Handbuch ‘Atlantic Islands’ steht, dass die Port Authority, in den Jahren 2010 + 2011, die vor dem Hafen ankernden Yachten um viel Geld erleichterten. Wohl wahr! Am Ende mieden die Segler überraschenderweise Porto Santo, tja, soll vorkommen! Der Spuk ist jetzt vorbei! Yachten dürfen wieder problemlos und ohne zu bezahlen im ausgewiesenen Ankerfeld (in der Seekarte eingezeichnet) vor sich hin ankern. Wir rollen allerdings mit dem Schwell – mal mehr, mal weniger. FORMALES: Jeder, der einläuft oder den Anker wirft, muss einigermaßen zügig mit den üblichen Papieren zur GNR Polizei.

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Überfahrt nach Porto Santo

Der ‚Heilige Hafen’ unter den Atlantischen Inseln verdankt seinen Namen den frühen Seefahrern aus der Anfangszeit der ‚großen Entdeckungen’. Es war im Jahr 1419, da jagte ein heftiger Sturm eine portugiesische Karavelle von der afrikanischen Küste hinweg und hinaus auf den brausenden Atlantik. Als die Vom-Winde-Verwehten in ihrer Verzweiflung überraschend Land erblickten, fielen sie auf die Knie und lobten den Herrn. Das Eiland kam eher klein daher, war jedoch mit einer großzügigen Ankerbucht gesegnet, und wurde von den Geretteten kurzerhand ‚Heiligen Hafen’ getauft.

Durch diese Namensgebung sollte die Welt für immer ihr seefahrendes Schicksal in Erinnerung halten. Doch jede Zeit produziert ihre eigenen großen und kleinen Geister. Jetzt verzaubert eine neue Bezeichnung die Porto Santanas, die ihre Insel Dourada, die Goldene, nennen. Die kleine Nachbarinsel von Madeira lebt vom Tourismus und der sieben Kilometer lange, goldene Strand ist ihr Markenzeichen.

So dramatisch wie es den Damaligen erging, verlief unser Atlantiktörn übrigens nicht. Im Gegenteil, die Überfahrt war spannend, aber eher unaufgeregt und unsere Ankunft ausgesprochen unspektakulär. Nein, keiner fiel auf die Knie, Kalle küsste mich, nicht das Land, und überhaupt unternahmen wir auch keinerlei Anstalten, irgendwas oder -wen in Besitz zu nehmen.

Die 461 Seemeilen von Portimao schafften wir in knapp vier Tagen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten. Überraschend kam nur die kabbelige See gleich zu Beginn, eben dort, wo der gesammelte Atlantik von allen Seiten in die Meeresenge, Richtung Mittelmeer, drängt. Wir segelten die Strecke unter Vollzeug, also Genua, Groß und Besan. Der Wind kam wie angekündigt, zwischen 10 und 30 Knoten aus Nord bis Nordwest, so mussten wir weder den Bug wechseln noch reffen, kaum trimmen. Der Autopilot übernahm mit seinem eigenwilligen Knurren, das klingt, als würde man einem Teddybären auf den leeren Magen drücken, aber ohne Beanstandung das Ruder. Pigafetta machte keinerlei ungewöhnliche Geräusche, alles lief wie geschmiert!

Nur das nimmer endende Geschaukel ging uns irgendwann auf den Geist. Die gesammelte Wellenwelt hatte sich verschworen, querab zu kommen, na ja, auch mal etwas achterlich. Die 1-2 m auch mal 3-4 m Wellen hämmerten ununterbrochen gegen unsere Breitseite und  gelegentlich brach sich Wasser quer über das gesamte Schiff, was einem kleinen Baby-Tintenfisch zum Verhängnis wurde. Nur noch 50 Zentimeter weiter und er wäre im hohen Bogen über unser 4 m breites Achterdeck geflogen. Tja, dann hätte er was zu erzählen gehabt…

Hin und wieder lagen wir wie gestrandete Käfer rücklings auf den Sofas, mit den Beinen in die Höhe und fuhren Rad. Mutmaßungen kursierten, „Wie lange kann man ohne körperliche Ertüchtigung auf See ausharren, bis Muskelschwund in den Waden einsetzt?“  Wir wissen es nicht, vier Tage sind für diese Art von Prognosen noch zu kurz. Die ersten beide Tage gewöhnten wir uns ein, am dritten Tag machte sich eine innere Ruhe breit, so als könnte die Reise endlos weitergehen, doch am vierten Tag freuten wir uns sehr, als die Insel in Sicht kam.

Mein Lieblingsplatz ist im Cockpit, vom Wind geschützt, Blick nach achtern. Am Nachmittag des zweiten Tages prustete es plötzlich lautstark neben mir im Wasser. Huch?! Ich schaute auf und sah kaum 10 m entfernt eine Wasserfontäne, die steil in die Höhe schoss. Tatsächlich, ein Wal! Nach ein paar Augenblicken entfernte er sich, doch keine 50 m querab schossen nun fünf Fontänen in die Höhe. Ganz kurz tauchte ein Rücken auf, von vielleicht 5-6  m Länge. Manche Seebären munkeln, es gäbe auch liebestolle Wale, die besonders heiß auf Langkieler seien – Gott bewahre! Dieser Gruppe danke ich jedenfalls fürs Vorbeischauen und ‘Hallo’ Prusten, they really made my day!

Kalles special moment war ein nächtlicher Segler auf einem beinahe Kollisionskurs. Zwei der Nächte waren übrigens pechschwarz, wir sahen kaum die Hand vor unseren Augen. Gut, dass es Radar und AIS Empfangsgeräte gibt! Bei uns laufen alle AIS Signale (Schiffsdaten, Kurs, Peilung etc) auf der digitalen Seekarte zusammen. Dort werden der aktuelle und der kleinste noch zu erwartende Abstand zum nahenden Schiff ausgewiesen. Die großen Pötte und Berufsfischer senden ihre Daten via AIS, Segler haben jedoch oft nur ein empfangendes Gerät, wie wir.  Da in besagter Nacht der Seegang deutlich höher und unruhig ausfiel, zeigte  das Radar erst 4 Seemeilen vor der Kollision, dass ein Objekt vorhanden war. Währenddessen jagten beide Schiffe mit 6-7 Knoten mitten auf dieser Wasserwüste aufeinander zu. Aus  Vorsicht nehmen wir bei entgegenkommenden Seglern grundsätzlich an, dass es sich um einen just jetzt schlafenden Einhandsegler handelt. Kalle wich sofort, alles ging gut. In den letzten 3 Tagen (also, jenseits der Route ins Mittelmeer) trafen wir auf drei entgegenkommende Segler, vielleicht zehn Containerschiffe / Tanker und ein halbes Dutzend Fischer.

Des Weiteren haben wir unseren Schleppgenerator ausprobiert, der 5 A / Stunde bei 6 Knoten Fahrt zauberte. (Geschwindigleit minus eins.) Das ist übrigens unser umgerüsteter Windgenerator aus den Ankerphasen. Beim Einholen der 30 Meter Schleppleine sind jedoch Handschuhe und äußerste Vorsicht geboten, sonst brennen die Hände lichterloh. Wir luvten heftig an, so dass die Fahrt unter 3 kn fiel, erst dann holten wir die Leine + Prop ein.

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Portimao für Segler

Für Segler bietet sich ein kurzer oder langer Stopover in Portimao unbedingt an. Egal, ob   man Ersatzteile braucht, Essen und Trinken für längere Passagen bunkern muss  oder einfach in der Stadt bummeln und nett Essen gehen darf.

Die Einfahrt nach Portimao ist bei Tag und Nacht wunderbar überschaubar. Gleich hinter der östlichen Mole liegt das Ankergebiet. Am Ende der westlichen Mole hingegen befindet sich die große Marina de Portimao mit über 600 Liegeplätzen.

GPS: 37°07′N / 008° 31′ W

Die Preise (2013) für  die Off-Season gelten jeweils vom 1.Okt. bis 15. Juni. Wir sind in der Kategorie IV, mit einer Länge von 12,50 m bis 15,50 m und einer Breite bis 4,50 m.  Dafür zahlen wir 17,70 € (+ 23% MwSt), also knapp 22 €. In der Hochsaison hingegen wären es 45,00 € (+ 23% MwSt), also gute 55 €.

Nördlich von der Marina (oben im Bild) gibt es die Werft von Portimao. Die Kräne können 50 und 300 Tonnen. Sowohl die Marina als auch ein paar kleine Anbieter vermieten Plätze ‘on the hard’. Der Marina-Werftspreis kostet von 14 bis 15 m Schiffslänge: 400,30 € im Monat (+ MwSt). Außerdem steht in der Broschüre, wenn Eigner länger als eine Woche an Bord wohnen, müssten sie 3 € / täglich zahlen. Wie weit das nun angewandt wird, wissen wir nicht. Es gibt zwei Yachtausrüster und diverse Service-Firmen, auch Einzelkämpfer.

Wer noch weiter im Fahrwasser Richtung Brücke fährt, also am Kreuzfahrtterminal, dem Club Naval de Portimao und einer Tankstelle vorbei, findet eine kleine Citymarina.

Nur EIN Platz ist für Gäste reserviert (nicht vorausbuchbar), alle anderen sind Langzeitlieger. Es ist der dritte Platz, längsseits am Außensteg. Erst kommt ein Katamaran, dann ein kleines graues Schiff, dann eine Lücke von ca. 22 m für den Gast. Der darf für max. 3 Tage hier festmachen. (Im Bild liegt gerade Pigafetta zu Gast)

Der Hafenmeister heißt Rui und kommt an den Steg. Oder er sitzt, montags bis samtags, in einem Häuschen auf der Promenade, vielleicht 200 Meter gen Süden. Rui kassiert das Hafengeld und verleiht gegen Kaution eine Sicherheitskarte für das Gate zu den Stegen. Unser Hafengeld betrug: 15,75 € (inklusive MwSt, Wasser, Strom). Vom 15. Juni bis 15. Sept. ist Hochsaison, da hätten wir 21,60 € für ein 15 m Schiff bezahlt.

Da Portimao die zweitgrößte Stadt an der Algarve ist, sind Pingo Doce, Lidl, sogar Aldi, Jumbo, Continente und ein täglicher Markt mit Gemüse und Fisch, also alle zu Fuß erreichbar. Es gibt natürlich auch genügend Restaurants und Cafes.

Wer ankert, fragt sich regelmäßig: Wohin mit Dingi?

  • Dingi auf den Strand von Ferragudo ziehen.
  • Dingi am Steg vom Club Naval de Portimao (vor dem Museum) lassen
  • Dingi am Anleger der Tankstelle, rückseitig,  festmachen

Ein Tipp für Taucher: Es passierte uns neulich ein altes Schlachtschiff. Mittlerweile wurden noch mehr Löcher in das Schiff gebrannt, damit die Taucher besser rein- und rausschwimmen können. Das Schiff gehört zum Ocean Revival Project, einem Erlebnis-Tauchpark aus vier Wracks, die vor der Küste Portimaos versenkt wurden.

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Die lieben Nachbarn

Nachbarschaft wird auf dem Wasser ganz neu definiert. Denn unsere Nachbarn sind – genau wie wir – ständig unterwegs. Wer wohin segelt, spielt dabei keine Rolle, Hauptsache der Kahn schwimmt.

Selbst wenn die eine Crew jahrelang in einem gänzlich  überschaubarem Revier herumgeistert, andere  in nur 1-2 Jahren um die Welt huschen – Treffpunkt ist immer im Jetzt. Mal winkt man den einen traurig hinterher oder aber seufzt den anderen erleichtert davon.

Und während neben uns eine Yacht ankert, die nach mindestens 1-Million-Euro riecht, dümpelt voraus ein Gefährt, dessen Schwimmkarma hoffentlich besser ist als es der Welt glauben machen will. Nichts ist gewiss, außer dass täglich etwas Neues beginnt - frische Nachbarn inklusive.

Entgegen der allgemeinen Landratten-Meinung sind die meisten Fahrtensegler nicht mit irrwitzigem Reichtum geschlagen, sondern Menschen wie ‘Du & Ich’, die sich zeitig um ihre Prioritäten gekümmert haben. Es gibt aber auch bewunderswerte ‘Lebenskünstler’, die sich ein Leben auf dem Wasser von Herzen ersehnen und -  fast ohne Geld, Wenn + Aber, doch mit Einfallsreichtum, Fleiß und Zeit – einfach selbst erschaffen.

Wir wollen ein paar Nachbarn vorstellen, die mit uns in Portimao ankern:

Volker auf gaffelgetakeltem Wharram. Der deutsche Tierarzt wollte mit seiner Lebensgefährtin eigentlich ein Haus in Friesland kaufen. Doch bei der Besichtigung eines Anwesens mit Bootssteg brach sich eine Idee Bahn: Weltumsegelung?!

Statt Haus wurde also kurzerhand ein Boot gesucht. In Portugal fand sich ein günstiger, weil vernachlässigter Wharram. Das ist ein Katamaran, der den polynesischen Zweirümpfern nachempfunden ist. Allerdings braucht Volkers Kat noch viel tender loving care, wie der Engländer zu sagen pflegt. Neben den Reparaturen am Boot verbringt der Eigner auch viel Zeit mit seinem Geschäft, dem Erstellen von Webseiten und Internetshops.

In diesem Sommer wollen Volker, Gefährtin und seine Brüder den Kat nach Deutschland segeln. Dort wird das Schiff in Eigenarbeit komplett überholt und mit einem Deckshaus belohnt. Und dann, so der Plan, will der ‘Bär’ mit seiner ‘Maus’ mal fünf Jahre über die Weiten der Meere ziehen.

Monica und Mike auf Stravaigin. Das Paar besaß zwei Jahrzehnte lang eine kleine Werft in Schottland. Vier Kinder und ein garstiger Papagei, der klang, als riefe jemand im VHF die Werft, hielten die Familie auf Trapp. Genauso wie das eigene Schiff, das in den freien Stunden entstand. Jetzt genießen die junggebliebenen ‘Großeltern’ das Leben auf dem Wasser. Ihre Tour führt ins Mittelmeer.

Hans auf Ontong-Java. Geboren und aufgewachsen auf einem Schiff, bleibt der Deutsch-Schweizer dem Wasser treu. Seine Eltern waren Schatzsucher, die überall auf der Welt  nach Wracks tauchten. Meist lebt Hans in der Südsee. Neugierde brachte ihn in unsere Breiten. Kurz vor der Küste enthauptete ein Tornado seinen polynesischen Zweirümpfer, jetzt übernehmen Telegrafenmast und Lkw-Plane die Aufgabe, den Wind zu fangen.

Stefani und Wulf auf AquaVite. “Er sucht Sie” lautete eine Anzeige in einer einschlägigen Segelzeitschrift. Parallel “suchte Sie auch Ihn”. Das war vor neun Jahren, nachdem Er mit seinem Schiff in Neuseeland gelandet war. Sie brauchte gerade eine Abwechslung von dem stressigen Job in der  Hotelbranche. Seitdem leben sie als Paar auf dem Wasser. Zuerst segelten sie mit einer Skorpion (Feltz) um den halben Globus, jetzt leben sie auf einem Kat.

In den nächsten 1-2 Jahre wollen sie an der Algarve bleiben, denn das Segelrevier ist sehr schön und abwechslungsreich. Dann irgendwann, so der Plan, soll es wieder Richtung Malaysia gehen.

Gerne werden auch zahlende Gäste mitgenommen. Stefani ist übrigens eine sehr charmante Gastgeberin mit einer ausgeprägten Koch-Leidenschaft!

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Wärmeaustauschflüsterer

Ich gebe zu, der Beiname ‘Wärmeaustauschflüsterer’ rollt nicht wirklich geschmeidig von der Zunge. Im Gegenteil, er bleibt irgendwie an den Vorderzähnen kleben.

Deshalb bleibe ich auch stets bei der Anrede ‘Kalle’ – selbst wenn Kalle gerade in seiner Eigenschaft als Ingeniör, dem nix zu schwör ist, operiert.

Im Bild: Kalle und sein Kontrahent, der Wärmeaustauscher. Zwingen hilft in der Regel wenig! Flüstern ist weitaus hipper.

Was aber war geschehen? Gerade als unsere Bootswelt ziemlich heil war, stellte die Seewasserkühlung des Generators ein, Seewasser zu ziehen.

Eigentlich sind wir dank Sonnen- und Windenergie autark, nur der Kältekompressor unserer zwei Kühlboxen wird über den Generator betrieben.  (Ja, das bauen wir jetzt auch um!)

Zuerst musste natürlich der Grund des Ausfalls geortet werden. Kalle baute den Wärmeaustauscher aus, auf der hiesigen Werft reinigten sie ihn. Dort haben sie ihn leider auch weiter zerlegt, mit dem Resultat, dass wir ihn nach der Reinigung bereits zweimal wieder ausbauen mussten, weil er nun dumm leckte. UND diese Teil war noch nicht einmal die Ursache des Generalausfalls! (Nachtrag: vom Ab- und Anbauen ist zusätzlich noch ein Schlauch kaputtgegangen…)

Der weitere Versuchsaufbau wird geleitet von dem Verdacht, dass irgendein Wasserschlauch undicht sein könnte. Denn zieht so ein Schlauch Luft, arbeitet die Seewasserpumpe vorsichtshalber gar nicht mehr. Also ringeln sich alsbald zwischengeschaltete Behelfsschläuche durch die Gegend, bis ins Cockpit. Alle Schlauchabschnitte werden überbrückt und getestet. Alle sind dicht.

AHA! Aber hier, hier stimmt was nicht. Das Schnüffelventil scheint funktionsgestört. Und mal ehrlich: diese Dinger haben Namen, das ist kaum zu glauben! Warum eigentlich an einem Schnüffelventil nicht geschnüffelt wird, wer will das jetzt wissen?

Aber auch dieses Kleinteil ist in Ordnung.

Der Übeltäter war letztendlich der Impeller, so eine Art Wasserschaufelrad aus Gummi. Und der sitzt im Pumpengehäuse. Den hatte Kalle zwar gleich zu Anfang begutachtet, befand ihn aber als gut + gesund aussehend. Meanwhile zogen ein paar schöne Tage ins Land. Mein Einsatz fiel bescheiden aus, nur ein paar Handreichungen zu “Schere, Schatz!” – “Nein, jetzt den anderen Schlauch!” und so…

Dafür erstrahlt Pigafetta in frischen deutschen Farben. Wurde auch Zeit!  Wie fein, dass der Voreigner ein Belgier war. Aus seiner Flagge bekam ich glatt zwei deutsche genäht.

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Portimao (2)

Stundenlang habe ich, während unserer Quarantäne, auf diese Mole geschaut. Da ist immer etwas los. In den Morgen- und Abendstunden sind die Jogger und Powerwalker unterwegs, tagsüber die Bummler, Fahrradfahrer und aufs-Meer-Seher. Die Angler sind immer da.

 

Hinter der westlichen Mole liegt Lagos im leichten Dunst. Abends gucken wir gegen das Licht. Nachts sieht der ganze Küstenstreifen klasse aus. Überall glitzern kleine Lichter und funkeln mit den Sternen um die Wette.

Unser erster Ausflug geht natürlich zur Mole, allerdings auf den östlichen Flügel. An einem sehr perfekten Tag.

Blicken wir von der Mole zurück, dann sehen wir die Residenzen der Wohlhabenden, oben auf der Steilküste.

Die Fensterläden sind geschlossen, die meisten Häuser nicht bewohnt. Vielleicht kommen die Besitzer nur im Juli oder August zur Ferienzeit?

Die Steilküste sieht wunderschön aus, besonders im Abendlicht, dann schimmert sie rötlich. Kleine Höhlen, ausgeschäumt vom ewigen Auf und Ab des Meeres, locken Touristen in die Ausflugsboote. Portimao ist die zweitgrößte Stadt an der Algarve, touristisch voll erschlossen.

Blicken wir noch weiter zurück:

Bereits die Phönizier und Karthager hatten einen Handelsposten errichtet, hier am Flusslauf des Arade. Unter den Römern wurde der Hafen ausgebaut und Portus Magnus genannt. Im Jahre 1463 genehmigte König D. Alfonso V die Gründung einer befestigten Ortschaft, um die Flussmündung vor maurischen Piraten zu schützen.

An der Mündung gegenüber von Portimao (heute Ferragudo) ließ der Bischof von Silves, zwischen 1502 und 1537,  eine Burg erbauen, das Castelo de Sao Jao do Arade.

Heute ist die Burg im Besitz eines Millionärs, dem es nur leider an Zeit fehlt, seine Burg zu genießen.

In der Zeit der überseeischen Entdeckungen besaß Portimao einen von vielen Häfen. Mein Kulturführer lässt sich da nicht weiter aus. Wie die gesamte Küste wurde auch Portimao durch das Seebeben 1755 stark zerstört. Zu neuem Wohlstand gelangte die Stadt erst wieder im 19.Jahrhundert durch die Fischkonserven-Industrie. In Portimao gab es 17 Fabriken.

Das Museum ist sehenswert und befindet sich am südlichen Ende der Stadtpromenade, beim Club Naval de Portimao. Wer Sardine aus Dose auf Toast probieren möchte, sollte unbedingt zu Maria do Mar’. Über 100 Produkte und ein leckerer Mittagstisch warten auf Kundschaft. Sehr nett!

 

Auch heute noch gibt es hier noch Fischer, die aufs Meer ziehen, allerdings lebt Portimao überwiegend vom Tourismus.

Die Altstadt ist recht klein. Doch der Strand Praia da Rocha gehört zu den bekanntesten im Land und wird auch die Copacabana Portugals genannt.

 

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Portimao (1)

Wir sind wieder im Westen der Algarve. Seit fast einer Woche liegen wir in / vor / um / bei Portimao auf Reede. Über die Stadt und die verschiedenen Möglichkeiten für Segler gibt es demnächst Einträge.

Da wir Zwei uns ziemlich schwer erkältet haben, befinden wir uns in selbst erwählter  Quarantäne… trotzdem ist es nicht langweilig. Vom Cockpit schauen wir den Vorbeifahrenden zu. Die knipsen uns – wir knipsen sie.

 

 

 

 

 

Beim Terminal, dort wo der Kreuzfahrer anlegt, wird’s arg eng. Hut ab, lieber Kapitän. Wir verfolgen das Wendemanöver durch das Fernglas und am PC.

 

 

 

 

 

Der Kreuzfahrer bleibt nur einen Tag. Jene Kreuzfahrer mit Tiefgang, die bleiben draußen. Bei NW sind 8 Meter in der Fahrrinne.

Schon am nächsten Morgen erscheint ein Großsegler, der abends wieder ausläuft. Superschöne Musik dringt zu uns herüber. Also, wenn überhaupt Kreuzfahrt, dann unbedingt mit einem Segler, finden wir. Tage später läuft  ein 5-Master aus Malta ein.

 

 

 

 

 

Heute Nachmittag ist das Finale einer Kajakregatta direkt bei uns am Strand. Dann stelle ich noch ein paar Fotos rein. Vorgestern kam übrigens ein Paar im Kajak vorbei, das an der Regatta teilnimmt. Die Beiden mussten ganz dringend “Hallo” sagen, weil sie auch ein paar Jahre in Hamburg gewohnt haben. Wie nett! Auch wir sagen: Hallo, Hallo!

Schon vormittags wurde das Ziel aufgebaut. Es ist groß und gelb, aber auf dem Trockenen.

 

 

 

Und irgendwann am Nachmittag ging es los. Die ersten Kajaks erreichten den Strand. Drei Stunden später trafen die letzten Paddler ein.

Und wie kamen sie durchs Ziel? Am Ufer raus aus dem Kajak und auf den Füßen zum gelben Ziel! Wir saßen sehr bequem genau mitten drin, bei 23 Grad, plus Sonnenschein mit frischer Brise aus Südsüdost.

Die Beiden gehörten eher nicht zur Regatta.

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