Die lieben Nachbarn

Nachbarschaft wird auf dem Wasser ganz neu definiert. Denn unsere Nachbarn sind – genau wie wir – ständig unterwegs. Wer wohin segelt, spielt dabei keine Rolle, Hauptsache der Kahn schwimmt.

Selbst wenn die eine Crew jahrelang in einem gänzlich  überschaubarem Revier herumgeistert, andere  in nur 1-2 Jahren um die Welt huschen – Treffpunkt ist immer im Jetzt. Mal winkt man den einen traurig hinterher oder aber seufzt den anderen erleichtert davon.

Und während neben uns eine Yacht ankert, die nach mindestens 1-Million-Euro riecht, dümpelt voraus ein Gefährt, dessen Schwimmkarma hoffentlich besser ist als es der Welt glauben machen will. Nichts ist gewiss, außer dass täglich etwas Neues beginnt - frische Nachbarn inklusive.

Entgegen der allgemeinen Landratten-Meinung sind die meisten Fahrtensegler nicht mit irrwitzigem Reichtum geschlagen, sondern Menschen wie ‘Du & Ich’, die sich zeitig um ihre Prioritäten gekümmert haben. Es gibt aber auch bewunderswerte ‘Lebenskünstler’, die sich ein Leben auf dem Wasser von Herzen ersehnen und -  fast ohne Geld, Wenn + Aber, doch mit Einfallsreichtum, Fleiß und Zeit – einfach selbst erschaffen.

Wir wollen ein paar Nachbarn vorstellen, die mit uns in Portimao ankern:

Volker auf gaffelgetakeltem Wharram. Der deutsche Tierarzt wollte mit seiner Lebensgefährtin eigentlich ein Haus in Friesland kaufen. Doch bei der Besichtigung eines Anwesens mit Bootssteg brach sich eine Idee Bahn: Weltumsegelung?!

Statt Haus wurde also kurzerhand ein Boot gesucht. In Portugal fand sich ein günstiger, weil vernachlässigter Wharram. Das ist ein Katamaran, der den polynesischen Zweirümpfern nachempfunden ist. Allerdings braucht Volkers Kat noch viel tender loving care, wie der Engländer zu sagen pflegt. Neben den Reparaturen am Boot verbringt der Eigner auch viel Zeit mit seinem Geschäft, dem Erstellen von Webseiten und Internetshops.

In diesem Sommer wollen Volker, Gefährtin und seine Brüder den Kat nach Deutschland segeln. Dort wird das Schiff in Eigenarbeit komplett überholt und mit einem Deckshaus belohnt. Und dann, so der Plan, will der ‘Bär’ mit seiner ‘Maus’ mal fünf Jahre über die Weiten der Meere ziehen.

Monica und Mike auf Stravaigin. Das Paar besaß zwei Jahrzehnte lang eine kleine Werft in Schottland. Vier Kinder und ein garstiger Papagei, der klang, als riefe jemand im VHF die Werft, hielten die Familie auf Trapp. Genauso wie das eigene Schiff, das in den freien Stunden entstand. Jetzt genießen die junggebliebenen ‘Großeltern’ das Leben auf dem Wasser. Ihre Tour führt ins Mittelmeer.

Hans auf Ontong-Java. Geboren und aufgewachsen auf einem Schiff, bleibt der Deutsch-Schweizer dem Wasser treu. Seine Eltern waren Schatzsucher, die überall auf der Welt  nach Wracks tauchten. Meist lebt Hans in der Südsee. Neugierde brachte ihn in unsere Breiten. Kurz vor der Küste enthauptete ein Tornado seinen polynesischen Zweirümpfer, jetzt übernehmen Telegrafenmast und Lkw-Plane die Aufgabe, den Wind zu fangen.

Stefani und Wulf auf AquaVite. “Er sucht Sie” lautete eine Anzeige in einer einschlägigen Segelzeitschrift. Parallel “suchte Sie auch Ihn”. Das war vor neun Jahren, nachdem Er mit seinem Schiff in Neuseeland gelandet war. Sie brauchte gerade eine Abwechslung von dem stressigen Job in der  Hotelbranche. Seitdem leben sie als Paar auf dem Wasser. Zuerst segelten sie mit einer Skorpion (Feltz) um den halben Globus, jetzt leben sie auf einem Kat.

In den nächsten 1-2 Jahre wollen sie an der Algarve bleiben, denn das Segelrevier ist sehr schön und abwechslungsreich. Dann irgendwann, so der Plan, soll es wieder Richtung Malaysia gehen.

Gerne werden auch zahlende Gäste mitgenommen. Stefani ist übrigens eine sehr charmante Gastgeberin mit einer ausgeprägten Koch-Leidenschaft!

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