Suchen perfektes Schiff

Es gibt Leute, die besichtigen drei Schiffe, verlieben sich und kaufen das EINE auf der Stelle. Wir kennen sogar Menschen, die ersteigern komplett unbesichtigt ein Schiff und betreten es zum allerersten Mal bei der Übergabe im Morgengrauen, irgendwo zwischen Deutschland und Norwegen.

Wir gehören weder zu diesen noch zu den anderen… Unsere Suche nach dem ‘perfekten Schiff’ war – ehrlich gesagt – überwiegend qualvoll. Mehrere  Jahre sind wir im Urlaub dahin gefahren, wo gerade ein Schiff angeboten wurde, das zumindest theoretisch in Betracht kam.

Grundkriterien waren:

  • hochseetaugliches Stahlschiff
  • so 39 bis 45 Fuß
  • gerne eine Ketch, aber kein Muss
  • bezahlbar

Wir sahen oft schöne Schiffe, aber sie waren immer zu teuer. Besichtigten wir aber nur Schiffe innerhalb unseres Budgets, verzweifelten wir. Sie waren meistens heruntergekommen und verrostet, klein und hässlich.

Das Thema ‘Selbstbau’ kam auch auf den Tisch. Jedoch kurierte uns immer wieder ein Besuch in Hamburg Finkenwerder bei den Selbstbauern. Oh ja! Jeden Urlaub, jedes Wochenende und jede freie Minute basteln dort Hartgesottene an ihrem Traum. Respekt !!! Als die Frau eines Selbstbau-Teams mir fröhlich erzählte, dass sie ihr Bett seit drei Wochen nicht nur mit ihrem Mann, sondern auch mit den Teilen, Schrauben und Muttern eines auseinander genommenen Getriebes teile, kam das Thema endgültig vom Tisch.

So ging die Suche weiter und weiter. Wir flogen nach Langkawi. In Malaysia verkaufen viele  Australier und Neuseeländer ihre Schiffe, wenn sie vom Segeln die Nase voll haben. Aber auch dort fanden wir nicht unser Schiff. Die Preise sind im Übrigen dort oftmals höher als auf dem europäischen Festland, denn das Angebot ist weitaus geringer.

Auf Langkawi war die Suche nach dem Traumschiff zugegebenermaßen nicht übermässig qualvoll!

 

Bald nahte der Durchbruch, und zwar je weiter sich die Finanzkrise in den Schiffssektor fraß. Die großen Schiffsaurüster gingen in die Knie, Kalle hatte nichts mehr zu tun. So packten wir ein paar Sachen und kurvten mit unserem alten Wohnmobil durch Europa, natürlich immer hübsch an den Küsten entlang.

Wir fuhren fünf Monate lang durch Holland, Belgien, Südengland, Frankreich-Atlantik, Frankreich-Mittelmeer, Spanien und Portugal. Wir campten und rasteten in den Häfen, Marinas und Werften. Wir trafen Bootsbauer, Hafenmeister, Segler und Weltumsegler.  Und wir besichtigten zahlreiche Schiffe.

Und wer da behauptet, alle Schiffe könnte man auch im Internet auf den einschlägigen Boote-Verkaufsplattformen finden, der irrt !!!

Es war sehr spannend, Westeuropa nach brauchbaren Schiffen abzuklappern. Die Erinnerungen an die Menschen und ihre Geschichten – wer kauft oder verkauft sein Schiff aus welchem Grund -  werden uns noch lange begleiten.

Ein weiterer Vorteil dieser rollenden Art des Reisens war natürlich auch, dass ich weiter für die Wohnmobil  Zeitschriften schreiben konnte.

Je länger man in einem Land weilt, desto mehr gibt es  zu erzählen…

Dieser Beitrag wurde unter Landratten, rund Schiff abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.