Foz de Odeleite

Der Rio Guadiana kann bis zu 50 km von der Mündung landeinwärts mit dem Schiff befahren werden. Theoretisch sogar bis Mértola, also noch einmal ca. 20 km, diese letzten Kilometer allerdings nur mit lokalem Know-how und bei HW, denn das flache Flussbett mit den vielen Steinen fällt an unzähligen Stellen trocken. Bis Pomerao ist die Flussfahrt mit Yacht relativ sicher. Relativ, weil natürlich der Tiefgang des eigenen Schiffes, HW und NW, Spring und Nipp, der gewählte Weg durchs Fahrwasser u.s.w, also einfach alles eine Rolle spielt.

Die goldene Flussregel sagt, fahre wenigstens bei halbem Hochwasser und in der Mitte des Flusses, bei Biegungen des Flusses eher außen, sofern dort kein Seitenarm einmündet.

Und nein, wir geben keinerlei Gewähr – wie denn auch?

Nach der Brücke zwischen Vila Real de Santo António und dem spanischen Ayamonte ist Foz de Odeleite der erste Stopp, der einen kleinen Bootsanleger besitzt. Allerdings wird der Steg (einst für Yachten gebaut) komplett von den Touristendampfern vereinnahmt. Die haben den Steg bereits ordentlich ramponiert, fast alle Klampen abgerissen und scheren sich auch sonst um nichts. Strom und Wasser sind nicht funktionstüchtig.

Im Dorf gibt es eine Käsemacherei, die Käse aus Ziegenmilch gewinnt – sehr lecker! Und der quirlige Antonio betreibt ein nettes Restaurant. Außerdem steht hier ein unübersehbares, superhässliches Baugerüst, quasi als Mahnmal gegen unsinnige Bauwut, aber auch als Zeichen eines gelungenen Bürgerprotestes. Der Bauherr hatte eine Genehmigung für ein Apartmenthaus mit zwei Stockwerken, dort stehen jetzt drei angefangene Etagen, die seit dem erwirkten Baustopp als Gerüstleiche zum Verkauf offeriert werden. Es ist kaum nachzuvollziehen, warum überhaupt Baugenehmigungen für komplett ‚dorffremde’ architektonische Gruseligkeiten gegeben werden. Warum hat man nicht einfach 1-2 oder 3 kleine Häuschen im Stil des Dorfes bauen wollen – tja, warum wohl nicht?

Außerdem gibt es auch einen ‚deutschen Hügel’, auf dem sich vor 10-15 Jahren mehrere Deutschländer niedergelassen haben. Auch wir genießen neue Freundschaften, das Zusammenkommen beim Bier, das Shoppen per Auto und gemeinsames Sighseeing. Besonders Reinhard aus dem Ruhrpott wächst uns ans Herz. Sein Wissen über Yachtbau scheint schier ohne Grenzen, seine eigene Aluyacht liegt allerdings zurzeit in der Karibik.

Reinhard öffnet ein komplett neues Kapitel in der Rostbekämpfung. Seine Geheimwaffe heißt Salzsäure.

Und das geht so:

  1. losen Rost mit der Topfbürste entfernen
  2. dann die festen Schichten des Rostes aufklopfen
  3. was jetzt noch an Rost im Metall eingefressen ist, wird mit Salzsäure bestrichen. Einwirken lassen, dann mit der Drahtbürste die Partikel abkratzen
  4. Stellen extrem gründlich und reichlich mit Wasser spülen
  5. trocknen lassen, wieder mit einer feinrotierenden Drahtbürste reinigen
  6. drei Schichten mit 2-K Primer, dazwischen evtl. spachteln und schleifen
  7. 3-fach Grundierung mit Zwischenschliff
  8. Topcoat, ja, auch 3-fach plus Zwischenschliff

Wer mit Salzsäure hantiert, denkt natürlich auch sofort an Schutzkleidung – nicht wahr!!

Wir haben vorne an Backbord mal zur Probe mit Salzsäure hantiert. In zwei Jahren ist Showdown, dann werden wir berichten, ob sich der Aufwand gelohnt hat!

Und wer das ebenfalls ausprobiert hat, möge uns bitte über die eigenen Erfahrungen schreiben. Entweder per Mail (siehe Rubrik Kontakt) oder über die Kommentarfunktion unter dem Artikel!

Rostbearbeitung ist für uns Stahlbootbesitzer schließlich ein Höhepunkt in der Pflege. Auch wenn Pigafetta nicht zu den arg befallenen Schiffen zählt (innen im Schiff absolut kein Rost, nur punktuell an Deck und oh ja, oh je im Cockpit unter dem Teak!), am Ende rostet, was rastet.

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4 Antworten auf Foz de Odeleite

  1. Adriana sagt:

    thanks for share!

  2. Tilmann Falbe sagt:

    Tolle Seite und schöne Beschreibungen. Bin selbst vor zwei Jahren die Strecke vom Mittelmeer nach Deutschland gesegelt und es macht Spaß zu lesen wie andere diesen Teil des Südens erleben.

  3. Billye Huso sagt:

    Aloha! My mate has advised me to have a look at your writing. And I’d like to say that I really appraise what you’re doing here.

  4. Reinhard sagt:

    Schick doch mal ne Mail wie es Euch so geht

    Reinhard aus der Rodneybay, St. Lucia

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