Alcoutim

Das echte Schätzchen am Rio Guadiana heißt Alcoutim. In diesem portugiesischen Städtchen, ungefähr 40 Flusskilometer von der Mündung gen Norden,  wohnen vielleicht 500 Einwohner in kleinen weißen Häusern, zu Füßen einer Festung aus dem 16. Jahrhundert. Es geht gelassen zu, keine Hektik trübt die Luft.

Mit Blick auf den Rio und auf das gegenüberliegende spanische Örtchen Sanlucar de Guadiana genießen wir Milchkaffee und Vanilletörtchen, abends ein Dinner mit ‚schwarzem Schwein’ und durchgängig Glockengeläut in Variation. Denn Spanien lebt in der Zeitzone UTC+1, Portugal in UTC+0 (jedenfalls in MEZ.) Will ganz praktisch heißen, Spanien setzt immer einen Gongschlag drauf.

Alcoutim heißt auch diese nordöstliche Region in der Algarve. Die Gegend reizt und lockt seit mindestens 5000 Jahren die verschiedensten Völker durch ihre Vorkommen an Kupfer, Eisen und Mangan. Die Römer machten dann Nägel mit Köpfen und forcierten den Erzabbau, errichteten Zuwege zum Fluss und konnten so die begehrten Metalle ins heimatliche Imperium verschiffen. Nach den Römern kamen die Westgoten, dann die Araber und im Jahr 1240 wurde die Region von Christen zurückerobert.

Alcoutim erhielt im Jahre 1304 das Stadtrecht, denn der König von Kastilien anerkannte im Jahr 1267 das Gebiet als portugiesisch. Somit ward Alcoutim offiziell als Borderland geboren, inklusive der damit verbundenen strategischen Bedeutung und den zu erwartenden Ups and Downs.  Doch königliches Kopfnicken und das Einhalten dieses Nickens sind zwei Paar Stiefel – nein, es folgte nicht nur ein Übergriff, es folgten mehrere.  Noch heute starren sich jene beiden Festungen an, die dem Grenzland sein verwittertes Gesicht verleihen.

Kleinste Personenfähren im Cabrio-Style queren heute wieder regelmäßig den Fluss, immer mit beiden Länderfarben beflaggt. Sogar eine Seilbahn ist für 2014 geplant. Ja, man kennt sich: hüben wie drüben. Schon die Einwohner der im Jahre 1420 gegründeten spanischen Stadt Sanlucar rekrutierten sich aus flüchtigen Portugiesen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren. Die Grenzländer hielten zusammen, denn nicht nur ihre Herkunft, sondern auch ihre gemeinsamen Lebensumstände waren wichtiger als das jahrhundertlange Gezanke der Royals. So fuhren zu allen Zeiten Boote zwischen diesen beiden Orten, um Güter und Personen zu transportieren– erst der Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges (1936) stoppte den regen Guadiana Transfer.

Wie heißt es so schön in der Broschüre „Alcoutim: Terra de Fronteira – Borderland“, deren Herausgeber (2010) die Gemeinde Alcoutim ist: „The interruption of river traffic between both towns was a serious blow to its citizens, thenceforward unable to carry on the intense trade they had always done. Under these difficult circumstances, smuggling was the only solution.

Und so wurde geschmuggelt, was das Zeug hielt: Tabak, Kaffee, Zucker, Salz, Mehl, aber auch Wein, Seife und Klamotten. Auf dem Rückweg: spanische Mandeln oder Wolle. Die Alcoutimer finanzierten mit den Einnahmen ihr Leben, ihre Häuser oder die Annehmlichkeiten der Zollkontrolleure. Gefährlich war das Schmugglerleben allemal. Sich bei Nacht mit einem Sack von 100 Kilo Ware in einen Fluss zu wagen, der mit bis zu 3 Knoten (~5,5 km/h) Geschwindigkeit rauscht, und das unter den Augen der portugiesischen und spanischen Grenzpolizei, die keineswegs zögerlich mit ihren Gewehren umging – na danke!  Auch heute wird die Schmuggelzone gut bewacht, die Güter sind einfach nur andere.

So hübsch und gelassen die Gegend auch auf uns wirkt, für die Einheimischen ist es nicht einfach. Die seit einigen Jahrzehnten anhaltende Abwanderung der Jugend aus dem Hinterland ist unübersehbar. Überall in den Dörfern leben fast nur die Alten. Selbst die Landwirtschaft liegt brach. Zahlreiche ehemalige Landwirtschaftsbetriebe werden im mehr oder weniger renovierten Zustand auf dem Immobilienmarkt angeboten, als Ferien- oder Alterswohnsitze für zahlungskräftige Ausländer. Portugal importiert mittlerweile über die Hälfte der benötigten Nahrungsmittel. Es soll aber jetzt einen offiziellen Aufruf zur Rückkehr ins landwirtschaftliche Dasein gegeben haben. Krisestimmung ist ebenfalls hörbar, den arbeitslosen Akademikern wird Brasilien ans Herz gelegt.

Wie schön, dass der Naturtourismus immer mehr Anhänger findet: der gut 200 kilometerlange Wanderweg Via Algarviana durchzieht das gesamte Hinterland in der Algarve. Und wenn mal ein Wegweiser mysteriös verschwunden sein sollte, dann erhält das  Wandern einen zusätzlichen Hauch von Abenteuer.

Für uns segelnde Überwinterer ist Alcoutim jedenfalls eine echte Perle. Die meisten Schiffe ankern ums Örtchen herum. An den beiden Stegen gilt: je nach Größe 7,50€ oder 10€ die Nacht, ab der zweiten Woche wird verdoppelt. Neben Strom und Wasser gibt es auch Duschen. Hier im Bild Francesco, der nette Hafenmeister. Außerdem sind vorhanden: diverse Restaurants, Cafés, 2 kleine Supermärkte und eine Bibliothek, die zum Internet einlädt.Natürlich gibt es auch historische Kirchen und in der Festung ein archäologisches Museum. Sogar ein kleiner Strand an einem Flußseitenarm für Badefreunde ist da, allerdings wohl eher für Sommerfrischler.

Alcoutim ist unbedingt auch ein Muss für Landratten. Am Ortsrand gibt es einen Womo-Stellplatz, eine Jugendherberge und ein Guadiana River Hotel.

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23 Antworten auf Alcoutim

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