Olá Rio

Eigentlich sollte Pigafetta (2) kommen, aber ich habe mich in ein Seemonsterbuch verbissen. Da muss ich jetzt durch.

Also, weiter mit unserer Route: Wir nehmen Abschied aus der Region um Cádiz und durchqueren die Bucht von Huelva bei Nacht. Keiner schläft. Wir geraten zwischen die Berufsfischer. Um uns herum wimmelt es bald von Trawlern – jener Sorte, die mit Schleppnetz über die Heckklappe operiert.

Die meisten bleiben auf Entfernung, sind nur als winzige Lichter erkennbar. Doch der ein oder andere löst sich vom schwarzen Hintergrund, röhrt in unsere Richtung, und demonstriert gleißendes  Licht ganz nah. Selbst die Menschen sind dann erkennbar. So funkelt es heute nicht nur am Himmel, sondern auch ziemlich unheimlich um uns herum, an allen Seiten – mal mehr, mal schwächer, meist weiß,  grün über weiß sowieso, auch rot, oder statt rot halt grün. Das Heckklappenlicht für das Schleppnetz strahlt übrigens am intensivsten, mehr als  sämtliche Positionsleuchten zusammen.

Die Fischer haben kein AIS. Wir peilen Entfernungen und Kurse mit dem Radar und fahren irgendwas zwischen ‚Kurshalten’ und ‚Slalom’, aber immer auf der Hut. Nach einer Weile haben wir es raus, können deren plötzliche Richtungswechsel anhand der ‚Lichterreklame’ immer besser einschätzen. Trotzdem, Kalle bleibt unten am Radar, ich oben im Cockpit. Auch unser Motor läuft zur Sicherheit mit, damit wir schneller und auch mal windungünstig manövrieren können. Dafür leuchten nur unsere ‚Segellaternen’– aber das scheint niemanden zu stören, bzw.  zu erhöhter Vorsicht zu verleiten.

Distanzen sind auf See schwer einzuschätzen, unserer 3D-Sicht mangelt es an optischen Markierungen und somit auch an Größendarstellungen und Relationen von  Gegenständen untereinander. Aber bei Nacht ist es noch hässlicher, da nimmt das Auge scheinbar nur die Lichtstärke als Entfernungsparameter wahr. Funzellicht bedeutete aber nicht zwangsläufig weit entfernt, es könnte auch das kleine Licht eines kleinen Bootes sein, dass bereits recht nah ist …

Das Umeinanderherumkurven dauert fast bis zum Morgengrauen, bis die Fischer gen Heimat drehen. Danach ist es friedlich, doch ein paar Seemeilen vor der Küste fängt der Slalom wieder an… diesmal weil Fischernetzfähnchen überall aus dem Wasser ragen. Unser Segelziel heißt übrigens: Rio Guadiana, jener Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal, der auf den ersten 50 Kilometern auch mit dem Schiff befahrbar ist. Außerdem ist der Rio ein Tipp unter Langzeitseglern.

Vor der Mündung des Guadiana lassen wir den Anker fallen, denn eine Barre von 150 cm Wassertiefe verschärft das Einlaufen in den Fluss. Pigafetta besitzt einen Tiefgang von 190 cm, das wissen wir – und auch, wo das Echolot sitzt. Aber auf welche Tiefe (mit oder ohne Kulanz) es eingestellt wurde, das wissen wir nicht.

Zwei Stunden vor HW laufen wir ein. Die Seekarte zeigt, dass die ‚Gegenspur’ die sicherste Durchfahrt  gewährt. Doch ein weiteres Hindernis thront genau in der Mitte des Fahrwassers: ein portugiesisches Sportboot bemannt mit Papa, zwei Söhnen und sechs Angeln. Kaum sieht der uns, schimpft er los: „Go away! Don’t come close.“ – „Sorry Sir, but we must pass where it is safe.“ Wir rücken noch mehr Richtung  Gegenspur und passieren sein Heck mit ein paar Metern Luft. Papa schimpft unbeirrt weiter. Dass sein Ankern und Angeln mitten in der Verkehrsstrasse auch nicht das Gelbe vom Ei ist, scheint ihm noch nicht in den Sinn gekommen zu sein. Wir bleiben jedenfalls auf der ‚sicheren Seite’ und bemerken auf der Weiterfahrt, dass sowieso jeder tuckert (oder angelt), wo es ihm im wahrsten aller Sinne gerade passt.  Na, denn. Vielleicht war Papas Anfall doch eher ein “Angie-Sparzwang-blöde Deutsche”-Gezeter?

Auf spanischem Grund und Boden, in Höhe der portugiesischen Marina von Vila Real de Santo António, fällt unser Anker. Von hier tuckern wir mit dem Dingi bequem ins portugiesische Städtchen, einem einstigen Fischerdorf, das nach einem Seebeben im Jahr 1774 wieder aufgebaut wurde. Heute gehört es zu den kleinen touristischen Städtchen an der Algarve und wird regelmäßig von spanischen Bussen überfallen  – Ziel der busfahrenden Touri-Begierde sind Handtücher aus ägyptischer Baumwolle, Tischdecken, Bettwäsche und Nachthemden.

 

 

 

 

Aber auch ein täglicher Markt, diverse Supermärkte, und natürlich Restaurants und Cafés gehören zum netten Örtchen. In die Marina sollten Yachten  möglichst nur bei slackwater einfahren, da zu anderen Zeiten erhebliche Gegenströmungen herrschen, die selbst erfahrene Skipper schon aus der Fassung brachten. Da kaum Platz in der Marina zum Manövrieren ist, entfällt jeglicher Versuch unsererseits. Wir bleiben auf Anker und genießen die Sicht auf Vila Real.

Kurz vor Vila Real gibt es auch ein kleine Werft.

Allerdings haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen vernommen. Unbestritten ist, dass das Herausholen des Schiffes mit Lift ein anspruchsvolles Unterfangen ist, da es im Rio bis zu 2kn flutet und bis zu 3kn ebbt.

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3 Antworten auf Olá Rio

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